Anlässlich unserer Anstrengungen im Bereich Integration von Geflüchteten und unserem Engagement, diese Menschen möglichst schnell in Beschäftigung zu bringen, besuchten uns am 01.08.2024 Daniel Terzenbach, Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten, und Johannes Pfeiffer, Vorsitzender der Geschäftsführung, Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen.

Ein Bericht aus der Leine-Zeitung, 07.08.202

Der Malerbetrieb Temps fängt seine Auszubildenden auch auf, wenn es abseits von Baustelle und Berufsschule nicht rundläuft. Das Neustädter Unternehmen gilt deutschlandweit als Vorzeigebetrieb in Fragen der Integrationsarbeit. Aus diesem Grund hat jüngst auch der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit, Daniel Terzenbach, das Ausbildungszentrum von Temps an der Hertzstraße besichtigt. Dort traf er unter anderem auf Vahid Ghasemi aus Afghanistan. Der Malergeselle wickelt schon lange selbstständig Baustellenprojekte ab, unterstützt inzwischen selbst Praktikanten und Azubis, viele mit Migrationshintergrund. Auch Ayham Abu Qutoun, gebürtiger Palästinenser und Auszubildender im zweiten Lehrjahr, berichtete Terzenbach von seiner persönlichen Geschichte. Seine Kollegen kommen aus der Ukraine, Russland und anderen Ländern.

Für Geschäftsführer Ulrich Temps sind das längst keine positiven Einzelfälle mehr, die Integrationsarbeit ist integraler Bestandteil des Unternehmens geworden.

Diese Entwicklung sei auch im eigenen Betrieb nicht immer ohne Reibung erfolgt, räumt Temps ein. Am Anfang war Überzeugungsarbeit zu leisten. ,, Damals sagten mir meine Bereichsleiter, sie wollen sich nicht die Probleme der Welt ins Haus holen, doch ich setzte mich durch“, erzählt der Geschäftsführer nicht ohne Stolz. Seit 2018 haben rund 50 Auszubildende mit Fluchthintergrund ihren Gesellenbrief bei Temps erhalten. Die Quote der Azubis mit Migrations- oder Fluchthintergrund beträgt durchschnittlich etwa 50 Prozent der Belegschaft.

Daniel Terzenbach, Johannes Pfeiffe und deren Begleitung hören Ulrich Temps zu, welcher vor einer bunten Wand zum Thema Integration von Geflüchteten in die temps-Gruppe spricht.

Eine betriebseigene Juristin unterstützt die jungen Leute bei Behördenanträgen – seien es Sozialleistungen, Asylverfahren, Kindergeld oder sogar die Wohnungssuche.

Grundlage für die erfolgreiche Integration ist das 2016 eröffnete Ausbildungszentrum von Temps in Neustadt. Zusätzlich zum wöchentlichen Besuch in der berufsbildenden Schule werden hier Lehrlinge einen weiteren Tag in Theorie und Praxis intern fortgebildet. So wird zum Beispiel der Deutschunterricht fachspezifisch gegeben. Außerdem stehen zahlreiche Kooperationen, Projekte und begleitende Maßnahmen auf dem Programm. Diese funktionieren als einzelne Bausteine und wären so auf andere Betriebe übertragbar. Im Gespräch mit dem Vorsitzenden der Arbeitsagentur sprachen Temps und seine Mitarbeiter auch die Schwierigkeiten an, mit denen sie vonseiten der Behörden konfrontiert seien.

,,Ausbildungszeiten beziehungsweise Lehrjahre sind meist nicht deckungsgleich mit dem Zeitraum der bewilligten Aufenthaltstitel. Diese müssen bei der Behörde regelmäßig verlängert werden“,

sagt Temps-Juristin Anike Birkenhagen und nennt damit ein Problem, das Integration erschwert. Ihrer Ansicht nach bekommen gerade junge Menschen zu wenig Unterstützung bei Behördenfragen. Das Unternehmen Temps investiert nach eigenen Angaben eine Million Euro pro Jahr in die Lehrlingsförderung. ,,Es ist eine Investition in die Zukunft. Wenn nur 80 Prozent der Azubis nach dem Abschluss in unseren Betrieben bleiben, steht der Rest als fachkompetente Gesellen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung“, sagt Temps überzeugt. Die demografische Entwicklung habe der Betrieb immer im Blick und schaue nicht auf Herkunft oder Schulabschlusszeugnisse. ,, 2022 verließen über 50.000 Jugendliche ohne Abschluss die Schulen. Das ist für uns kein Ausschlusskriterium“, betont der Geschäftsführer. Das sprach sich herum: 19 Lehrlinge fingen, aufgrund mündlicher Empfehlungen, im Neustädter Malerbetrieb eine Ausbildung an.

Allein in diesem Jahr seien 100 Bewerbungen bei Temps eingetroffen, berichtet der Firmenchef.


Und hier die Berichterstattung der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 06.08.2024